Liebe & Führung – Gelassenheit (Nicht reizbar)

Willkommen zum achten Beitrag unserer Serie „Liebe & Führung“, in der wir die 15 Merkmale der Liebe aus 1. Korinther 13, 4–7 betrachten und auf Führungsprinzipien anwenden. Heute widmen wir uns dem Merkmal “Gelassenheit” – was in 1. Korinther 13 als “nicht reizbar” beschrieben wird – einem wichtigen Aspekt für erfolgreiche und respektvolle Führung.

1. Was bedeutet „Gelassenheit“?

Gelassenheit ist die Fähigkeit, in schwierigen Situationen ruhig und besonnen zu bleiben, ohne sich zum Zorn reizen zu lassen. Laut dem DWDS bedeutet „Nicht reizbar“ die Fähigkeit, ruhig und gelassen zu bleiben, selbst wenn Stress oder Provokationen auftreten. Eine Führungskraft, die nicht leicht zornig wird, fördert ein harmonisches Arbeitsklima und ermöglicht es dem Team, auch in schwierigen Momenten effektiv zu arbeiten.

Bei dem persischen Mystiker und Dichter Dschalal ad-Din Muhammad Rumi lassen sich bereits im 13. Jahrhundert folgende Zeilen finden:

Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum:

Nur dort kann Begegnung stattfinden.

Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum:

Nur dort findet Heilung und Entwicklung statt.

Zwischen richtig und falsch gibt es einen Ort.

Dort werden wir uns begegnen.

Dieser Raum, von dem Rumi spricht, ist genau der Moment, in dem Gelassenheit praktiziert wird. Führungskräfte, die diesen Raum bewusst wahrnehmen, handeln bedacht und ermöglichen so bessere Entscheidungen und ein positiveres Arbeitsumfeld.

2. Was sagt die Bibel?

König Salomo, bekannt für seine außergewöhnliche Weisheit, schrieb in den Sprüchen:

Ein Hitzkopf verursacht Streit, doch ein Geduldiger kann Auseinandersetzungen schlichten.

Dieser Satz von Salomo verdeutlicht, dass Geduld und Ruhe in angespannten Situationen entscheidend sind, um Konflikte zu vermeiden und Harmonie zu fördern.

Salomo war als König Israels berühmt für seine Weisheit, die weit über die Grenzen seines Reiches hinaus bekannt war. Die Königin von Saba besuchte ihn, weil sie von seiner Weisheit gehört hatte. Als sie schließlich Zeugin seiner Regierungsführung und der Art seiner Bediensteten wurde, war sie erstaunt und sagte beeindruckt, dass sie noch nie jemanden getroffen habe, der so weise sei (1. Könige 10:1-13). Salomo verstand es nicht nur, diplomatisch und gerecht zu regieren, sondern auch durch Geduld und Besonnenheit für Frieden zu sorgen – eine Eigenschaft, die jede Führungskraft inspirieren kann.

3. Was sagt die Wissenschaft?

Die amerikanische Wissenschaftlerin Amy Edmondson, Professorin an der Harvard Business School, hat den Begriff der psychologischen Sicherheit geprägt. In ihrer Forschung zeigt sie, wie wichtig es für Teams ist, in einem Umfeld zu arbeiten, in dem sie ohne Angst vor negativen Konsequenzen offen und ehrlich kommunizieren können. Führungskräfte, die Gelassenheit ausstrahlen und nicht leicht zornig werden, schaffen die Voraussetzungen für psychologische Sicherheit in ihren Teams.

Laut Edmondson führt diese Sicherheit dazu, dass Mitarbeiter sich mehr trauen, Risiken einzugehen, Fehler zuzugeben und neue Ideen einzubringen, ohne Angst vor Schuldzuweisungen oder Strafen zu haben. Ein solches Umfeld fördert die Kreativität und verbessert die Problemlösungsfähigkeiten des gesamten Teams.

In ihren Studien konnte Edmondson nachweisen, dass Teams, die von gelassenen und nicht reizbaren Führungskräften geleitet werden, höhere Leistungen erzielen und effizienter arbeiten. Führungskräfte, die in herausfordernden Situationen Ruhe bewahren, vermeiden impulsive Reaktionen, die sonst das Vertrauen im Team beschädigen könnten. Stattdessen fördern sie eine Kultur der Offenheit, in der Mitarbeiter wachsen und sich weiterentwickeln können.

4. Zum Nachdenken

Eine Führungskraft, die Gelassenheit zeigt und sich nicht zum Zorn reizen lässt, nimmt sich die Zeit, die Dinge durchzudenken, bevor sie reagiert. Diese Geduld und Besonnenheit tragen dazu bei, langfristige, durchdachte Entscheidungen zu treffen und Konflikte zu entschärfen. Wenn du in deiner Führungsrolle nicht von Emotionen getrieben wirst, sondern mit Bedacht handelst, schaffst du ein Umfeld, das auf Respekt und Vertrauen aufbaut.

„Gelassenheit“ zu zeigen bedeutet nicht, Probleme zu ignorieren, sondern sie mit Klarheit und Ruhe anzugehen, um konstruktive Lösungen zu finden.

Wie geht es weiter?

Im nächsten Beitrag befassen wir uns mit dem Merkmal Nicht nachtragend und der Frage, wie Vergebung in der Führung eine zentrale Rolle spielen kann. Bleib dran!

Euer Henning Schmale

Henning Schmale verfügt über 20 Jahre C-Level-Erfahrung im produzierenden Mittelstand. Als Dipl.-Ing. und Wirtsch.-Psych. (M.Sc.) bringt er fundierte Kenntnisse in technischen, wirtschaftlichen und psychologischen Veränderungsprozessen mit. Jahrgang 1968, wiedergeborener Christ, Vater von vier erwachsenen Kindern, verheiratet und wohnhaft in Osnabrück.

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Quellen und weiterführende Infos:

  • Edmondson, A. C. (1999). Psychological safety and learning behavior in work teams. Administrative Science Quarterly, 44(2), 350-383.
  • Die Bibel. (Hoffnung für alle). (2015). Deutsche Bibelgesellschaft. (Sprüche 15, 18; 1. Könige 10:1-13).