Liebe & Führung – Alles erdulden
Mit diesem Beitrag schließen wir unsere Serie über die 15 Merkmale der Liebe aus 1. Korinther 13 ab. Der letzte Aspekt „Alles erdulden“ zeigt eine Dimension der Liebe, die sich in unerschütterlicher Ausdauer und Hoffnung selbst in scheinbar ausweglosen Situationen beweist.
Ertragen vs. Erdulden
Im vorletzten Beitrag „Alles ertragen“ haben wir uns mit Situationen beschäftigt, die man aktiv tragen kann, obwohl ein Ausweg möglich wäre. „Alles erdulden“ hingegen beschreibt das Aushalten von Umständen, die wir nicht ändern können – oft verursacht durch äußere Zwänge oder unvorhergesehene Ereignisse. Liebe zeigt sich in ihrer Fähigkeit, selbst in diesen Momenten den Glauben und die Hoffnung nicht zu verlieren.
Was sagt die Bibel?
Das ultimative Beispiel für „Alles erdulden“ ist Jesus Christus, der am Kreuz gelitten hat, um die Menschheit zu erlösen. Obwohl er die Macht hatte, sein Leiden zu beenden, entschied er sich bewusst dafür, den größeren Plan Gottes zu erfüllen.
Paulus schreibt in Römer 8,18:
„Ich bin überzeugt, dass die Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“
Christen glauben, dass es ein ewiges Leben nach dem Tod gibt. Dieses Leben, das ohne Ende ist, steht in völligem Kontrast zu unserem zeitlich begrenzten Leben auf der Erde. Selbst wenn jemand 80 Jahre voller Leid, Schmerz und Trauer ertragen musste, sind diese Jahre nichts im Vergleich zu einer Ewigkeit in einer Sphäre, die vollkommen ist – ohne Leid, ohne Schmerz, ohne Not, wie es in der Offenbarung beschrieben wird.
Paulus argumentiert, dass 80 Jahre Leid im Verhältnis zur Ewigkeit wie „80 geteilt durch unendlich“ ist. Und das Ergebnis? Ein Wert, der so klein ist, dass er nicht ins Gewicht fällt. Diese Perspektive der Ewigkeit gibt Hoffnung und Kraft, auch das Unvermeidbare auszuhalten.
Ein Beispiel aus der Führung
Ein anschauliches Beispiel für „Alles erdulden“ bietet die Restrukturierung der Leoni AG, eines führenden deutschen Automobilzulieferers. Inmitten finanzieller Schwierigkeiten, die durch Überkapazitäten in der Branche und globale Marktveränderungen verstärkt wurden, übernahm Dr. Harald Nippel die Rolle des CFO.
Die Herausforderungen waren gewaltig und weitgehend außerhalb seiner direkten Kontrolle, da sie auf tiefgreifenden Entwicklungen in der Branche basierten. Dennoch blieb Dr. Nippel standhaft und begleitete das Unternehmen durch die Krise. Mit einem klaren Fokus auf langfristige Stabilität setzte er den Restrukturierungsplan konsequent um, was letztlich dazu beitrug, Leoni wieder auf den Weg der Erholung zu bringen.
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass Erdulden in der Führung bedeutet, unvermeidbare äußere Umstände zu akzeptieren und dennoch mutig und beharrlich zu handeln, um langfristige Ziele zu erreichen.
Wissenschaftliche Perspektive
Eine Studie von Bonanno et al. (2002) zu Resilienz und Verlust zeigte, dass Menschen mit einer hohen Sinnorientierung schwierige Situationen besser bewältigen können. Der Schlüssel liegt darin, unveränderbare Umstände zu akzeptieren und den Fokus auf Werte und langfristige Ziele zu setzen.
Für Führungskräfte bedeutet das: Erdulden ist nicht Resignation, sondern die Fähigkeit, unter Druck handlungsfähig zu bleiben und das Team zu stabilisieren.
Ein Gedanke zum Abschluss
Charles Haddon Spurgeon sagte: „Nur durch Erdulden lernen wir Erdulden, eben wie die Menschen schwimmen durch Schwimmen lernen.“
Dieser Satz unterstreicht, dass Erdulden eine erlernbare Fähigkeit ist, die durch die aktive Auseinandersetzung mit schwierigen Umständen entsteht.
Desmond Tutu ergänzt: „Hoffnung ist es, das Licht zu sehen, auch wenn alles um uns herum dunkel ist.“
„Alles erdulden“ erinnert uns daran, dass Liebe uns befähigt, auch das Unvermeidbare mit Hoffnung und Gnade zu tragen.
Euer Henning Schmale
schmale.consulting #ChangePate #ChangeGuide T12S1F15
Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise
Oder auf meinem LinkedIn-Kanal: Henning Schmale auf LinkedIn
Quellen und weiterführende Infos:
Bonanno, G. A., Wortman, C. B., Lehman, D. R., Tweed, R. G., Haring, M., Sonnega, J., Carr, D., & Nesse, R. M. (2002). Resilience and Loss. Psychological Science, 13(5), 433–438.
Haufe.de. (2023). Die Rolle des CFO in der Krise am Beispiel von Leoni.
Lutherbibel (2017). Römer 8,18. Deutsche Bibelgesellschaft.
Spurgeon, C. H. (n.d.).