Liebe & Führung – Alles erträgt

Willkommen zum zwölften Beitrag unserer Serie „Liebe & Führung“. Heute geht es um das Merkmal „Alles erträgt“ aus 1. Korinther 13. Dieser Aspekt beschreibt die aktive Bereitschaft, Belastungen auf sich zu nehmen, um in herausfordernden Zeiten beständig zu bleiben und andere zu stärken. Im nächsten Beitrag geht es um das Thema „Alles glaubt“.

Was bedeutet „Alles erträgt“?

Laut DWDS bedeutet „ertragen“ die Fähigkeit, Belastungen aktiv zu bewältigen und mit Herausforderungen umzugehen. Führungskräfte, die „alles ertragen“, zeigen die Bereitschaft, auch bei Gegenwind und Herausforderungen aktiv durchzuhalten, und vermitteln ihrem Team, dass Schwierigkeiten gemeistert werden können.

Ein wichtiger Aspekt des Ertragens ist dabei die Fähigkeit, kognitive Dissonanz auszuhalten. Führungskräfte sind oft mit widersprüchlichen Erwartungen und Entscheidungen konfrontiert, die eine innere Spannung erzeugen. Diese Dissonanz nicht sofort aufzulösen, sondern manchmal einfach zu ertragen, kann der Schlüssel sein, um Raum für neue Ideen und Lösungen zu schaffen. Manchmal führen gerade die Spannungen zwischen Erwartungen zu positiven Veränderungen.

Was sagt die Bibel über das Ertragen?

Die Bibel beschreibt das Ertragen als einen aktiven Ausdruck der Liebe, in dem Menschen die Lasten des Lebens auf sich nehmen und füreinander einstehen:

Galater 6, 2 (HFA): „Helft euch gegenseitig, eure Lasten zu tragen. Auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gegeben hat.“

Diese Stelle unterstreicht, dass das gemeinsame Ertragen von Lasten ein Ausdruck von Liebe und Verbundenheit ist. Führungskräfte können das Ertragen für sich selbst und ihre Mitarbeitenden erleichtern, indem sie einander dabei unterstützen, schwierige Situationen zu meistern und so eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und der Solidarität schaffen.

Jakobus 1, 12 (HFA): „Glücklich ist, wer die Prüfungen des Lebens geduldig erträgt. Denn wenn er sich bewährt, wird er die Krone des Lebens erhalten.“

Das Ertragen von Prüfungen ist eine Tugend, die inneres Wachstum und eine Belohnung verspricht.

Was sagt die Wissenschaft?

Forschung im Bereich Resilienz zeigt, dass die Fähigkeit, Herausforderungen aktiv zu ertragen, eine wichtige Kompetenz erfolgreicher Führungskräfte ist:

Studie von Fred Luthans et al. (2007): Luthans und sein Team haben herausgefunden, dass resiliente Führungskräfte, die in der Lage sind, Herausforderungen aktiv zu ertragen und zu bewältigen, ein unterstützendes und stabiles Arbeitsumfeld schaffen. Diese Führungskräfte vermitteln ihrem Team ein Gefühl der Sicherheit und der Zuversicht, auch in Krisenzeiten. Diese Art des aktiven Ertragens mindert die Fluktuation und erhöht das Engagement.

Was bedeutet Ertragen für Führungskräfte?

Für Führungskräfte bedeutet das Ertragen, in herausfordernden Zeiten Haltung zu bewahren, für das Team präsent zu sein und aktiv Verantwortung zu übernehmen. Führungskräfte, die bereit sind, schwierige Phasen aktiv zu meistern, schaffen eine Kultur der Unterstützung und des Vertrauens, in der Mitarbeitende sich sicher fühlen und motiviert sind, auch unter Druck engagiert zu bleiben.

Zum Nachdenken

Ein beeindruckendes Beispiel für das bewusste Ertragen finden wir bei Martin Luther. Trotz der Gefahr, vogelfrei erklärt zu werden, weigerte er sich, seine Überzeugungen zu widerrufen und blieb seinem Gewissen treu. Mit den berühmten Worten „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ zeigte Luther, dass er bereit war, die Konsequenzen für seine Überzeugungen zu tragen, um seine Mission zu erfüllen und tiefgreifende Veränderungen in der Kirche herbeizuführen.

Auch Mahatma Gandhi drückt diese Entschlossenheit zum Ertragen aus:

„Es gibt Momente im Leben, in denen es besser ist, seinen Standpunkt zu verteidigen, selbst wenn der Preis hoch ist.“

Gandhi erkannte, dass das bewusste Ertragen von Schwierigkeiten und das Festhalten an Prinzipien auch dann notwendig ist, wenn der persönliche Preis hoch ist. Seine Entscheidung für den gewaltfreien Widerstand und das Durchstehen von Widrigkeiten verdeutlicht, wie das aktive Ertragen eine Veränderung bewirken kann.

Das größte Beispiel für aktives Ertragen ist jedoch Jesus Christus. Obwohl er die Macht hatte, sich von der Kreuzigung zu befreien, entschied er sich, das Leiden zu ertragen, um seine Liebe und Hingabe für die Menschen zu zeigen und den Tod und damit den Teufel zu besiegen. Die Wahl, diesen Weg zu gehen, zeigt die höchste Form von Ertragen und dient als Vorbild für selbstlose Hingabe und die Bereitschaft, für andere zu leiden.

Wie geht es weiter?

Im nächsten Beitrag sprechen wir über das Prinzip „Alles glaubt“ und wie Vertrauen als Grundlage für gesunde Führung dient.

Euer Henning Schmale

Henning Schmale verfügt über 20 Jahre C-Level-Erfahrung im produzierenden Mittelstand. Als Dipl.-Ing. und Wirtsch.-Psych. (M.Sc.) bringt er fundierte Kenntnisse in technischen, wirtschaftlichen und psychologischen Veränderungsprozessen mit. Jahrgang 1968, wiedergeborener Christ, verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern und wohnhaft in Osnabrück.

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Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise

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Quellen und weiterführende Infos:

Luthans, F., Youssef, C. M., & Avolio, B. J. (2007). Psychological Capital: Developing the Human Competitive Edge. Oxford University Press.

Die Bibel. (Hoffnung für alle). (2015). Deutsche Bibelgesellschaft. (Galater 6, 2; Jakobus 1, 12).

DWDS. (n.d.). Ertragen. Abgerufen von der Webseite