Klarheit und Empathie: Streng in der Sache, mild in der Form

Dieser Beitrag wurde inspiriert durch meinen Freund Jens-Michael Bohn, der mir ein Bild vom Neuen Rathaus in Leipzig geschickt hat. Über den Rundbogenfenstern des Rathauses findet sich in lateinischer Sprache der Satz „Fortiter in re, suaviter in modo, constanter in se“, was übersetzt

„Streng in der Sache, mild in der Form, treu sich selbst“

bedeutet. Diese Inschrift hat mich dazu angeregt, über die Bedeutung von Klarheit, Empathie und Authentizität in der Führung nachzudenken.

Die Kunst der Führung liegt nicht nur in der richtigen Entscheidungsfindung, sondern auch in der Art, wie diese kommuniziert wird. Marcus Tullius Cicero formulierte es einst treffend: „Streng in der Sache, mild in der Form, treu sich selbst.“ Dieses Prinzip ist heute relevanter denn je, besonders in einer Zeit, in der Führungspersönlichkeiten neben fachlicher Kompetenz auch emotionale Intelligenz (EQ) beweisen müssen. In diesem Beitrag widmen wir uns der Frage, wie diese Balance erreicht werden kann und welche Bedeutung Klarheit, Empathie und Authentizität für eine moderne Führungskultur haben.

Streng in der Sache: Die Bedeutung von Klarheit

Klarheit und Konsequenz in der Sache sind wesentliche Eigenschaften, die jede Führungskraft besitzen sollte. Ohne klare Zielvorgaben und Entscheidungsfindung fehlt es an Orientierung. Doch Klarheit bedeutet nicht Härte oder Unnachgiebigkeit, sondern die Fähigkeit, inhaltlich fundiert und entschlossen zu handeln. Eine klare Haltung sorgt dafür, dass Entscheidungen nachvollziehbar und in der Sache überzeugend sind. Dies schafft Vertrauen und Sicherheit im Team. Richard Sprenger beschreibt dies treffend:

„Konflikte sind nicht das Problem, sondern der Schlüssel zu echtem Fortschritt“ (Sprenger, 2008).

Ohne Klarheit in der Kommunikation entstehen Missverständnisse, die Konflikte verschärfen können.

Mild in der Form: Der Schlüssel zu Empathie und Vertrauen

Während Klarheit in der Sache notwendig ist, darf die Form des Ausdrucks niemals verletzend oder herablassend sein. Es geht darum, mit Empathie und Wertschätzung zu führen. Carl Rogers, einer der einflussreichsten Psychologen des 20. Jahrhunderts, hat diesen Punkt in seiner Theorie der klientenzentrierten Therapie stark betont. Er sagte:

„Es ist erstaunlich, wie Menschen, wenn sie sich wirklich verstanden fühlen, dazu neigen, sich selbst zu verstehen und dann zu wachsen“ (Rogers, 1961).

Wertschätzung und Empathie sind nicht nur in der Psychologie, sondern auch in der Führung entscheidend. Sie fördern Vertrauen und stärken die zwischenmenschliche Beziehung im Team, was die Basis für produktive Zusammenarbeit bildet.

Treu sich selbst: Authentizität als Führungskompetenz

Der dritte Aspekt von Ciceros Zitat, „treu sich selbst“, spricht die Authentizität an. Authentizität ist mehr als nur das “echte” Selbst zu zeigen – es ist die Fähigkeit, trotz äußeren Drucks bei den eigenen Prinzipien zu bleiben. Dies erfordert eine starke innere Klarheit und Überzeugung. Sozialpsychologen wie Brené Brown haben die Wichtigkeit von Authentizität in der Führung unterstrichen. Sie sagt:

„Authentizität ist die tägliche Praxis, die eigenen Entscheidungen und Handlungen mit den Werten und der inneren Überzeugung in Einklang zu bringen“ (Brown, 2012).

Nur wer authentisch ist, kann langfristig Vertrauen und Respekt im Team aufbauen.

Fazit: Eine moderne Führungskultur aufbauen

Zusammenfassend zeigt sich: Streng in der Sache zu sein bedeutet, sich klar und konsequent für die eigenen Überzeugungen einzusetzen. Doch genauso wichtig ist es, mild in der Form zu bleiben, Empathie und Wertschätzung zu zeigen, um Vertrauen aufzubauen. Authentizität schließlich stellt sicher, dass wir in der Führung immer treu zu uns selbst stehen. Diese Werte bilden die Grundlage für eine moderne, integrative und vertrauensvolle Führungskultur.

Take-Away: Wer Klarheit, Empathie und Authentizität vereint, legt den Grundstein für langfristigen Erfolg in der Führung. Welche dieser Eigenschaften setzt du bereits erfolgreich ein, und wo kannst du noch nachjustieren?

Euer Henning Schmale

Henning Schmale verfügt über 20 Jahre C-Level-Erfahrung im produzierenden Mittelstand. Als Dipl.-Ing. und Wirtsch.-Psych. (M.Sc.) bringt er fundierte Kenntnisse in technischen, wirtschaftlichen und psychologischen Veränderungsprozessen mit. Jahrgang 1968, wiedergeborener Christ, verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern und wohnhaft in Osnabrück.

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Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise

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Quellen und weiterführende Infos:

Brown, B. (2012). Daring Greatly: How the Courage to Be Vulnerable Transforms the Way We Live, Love, Parent, and Lead. Gotham Books.

Rogers, C. R. (1961). On Becoming a Person: A Therapist’s View of Psychotherapy. Houghton Mifflin.

Sprenger, R. K. (2008). Das Prinzip Selbstverantwortung: Wege zur Motivation. Campus Verlag.

Marcus Tullius Cicero lebte von 106 v. Chr. bis 43 v. Chr.