Sei präsent – Fokussiere dich auf das Hier und Jetzt

Mary Jane, die Hauptfigur des FISH! Konzepts, lernt während ihrer Reise, wie kraftvoll es sein kann, ganz im Moment zu sein. Bei ihren Besuchen am Pike Place Fischmarkt beobachtet sie, wie die Fischhändler jeden Kunden mit voller Aufmerksamkeit empfangen – kein Blick auf das Handy, kein gedankenloses „Multitasking“, sondern volle Präsenz bei der Person vor ihnen. Diese Begegnungen lehren Mary Jane, wie wertvoll es ist, die eigene Aufmerksamkeit bewusst zu lenken und im Hier und Jetzt zu bleiben. Es ist eine Praxis, die in unserer heutigen, digital geprägten Welt oft schwerfällt. Fokus ist so wichtig im Arbeitsalltag – jedoch nicht nur dort.

Im Buch Fish! heißt es dazu:

„Es ist erstaunlich, was passieren kann, wenn man wirklich da ist. Man fängt an, Menschen zuzuhören, wirklich zuzuhören, und eine Verbindung herzustellen, die weit über Worte hinausgeht“ (Lundin, Paul, & Christensen, 2000).

Die Herausforderung der Aufmerksamkeit im digitalen Kontext

Im digitalen Zeitalter sind wir ständig von E-Mails, Nachrichten und sozialen Medien umgeben. Eine Studie von Microsoft (2015) zeigt, dass sich unsere Aufmerksamkeitsspanne dadurch drastisch verkürzt hat – von etwa 12 Sekunden im Jahr 2000 auf nur noch 8 Sekunden im Jahr 2015. Das ist kürzer als die Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfisches, die bei etwa 9 Sekunden liegt. Während der Goldfisch in seinem natürlichen Umfeld – einem Glas oder Aquarium – noch auf Futter, andere Fische oder Reflexe reagieren kann, fällt es uns im digitalen Umfeld schwer, unsere Konzentration auf eine Sache zu lenken. Ständige Reize und Benachrichtigungen unterbrechen uns immer wieder, sodass wir kaum mehr in den „Flow“ kommen.

Aufmerksamkeit in einer ablenkungsfreien Umgebung: Ein Vergleich

Im Vergleich zu dieser digital verkürzten Aufmerksamkeitsspanne sieht die Konzentrationsfähigkeit in ablenkungsfreien, natürlichen Umgebungen ganz anders aus. Untersuchungen zeigen, dass Menschen, wenn sie von digitalen Reizen abgeschirmt sind, ihre Aufmerksamkeit viel länger halten können. In einer Studie von Berman, Jonides und Kaplan (2008) fanden die Forscher heraus, dass sich die Konzentrationsfähigkeit von Menschen in der Natur signifikant verlängert. Dies liegt an der „Attention Restoration Theory“, die besagt, dass natürliche Umgebungen mental erfrischend wirken und es ermöglichen, über 20 bis 40 Minuten hinweg fokussiert zu bleiben.

Eine weitere Untersuchung an der Stanford University (Posner & Rothbart, 2007) zeigte, dass Menschen in ruhigen Umgebungen, wenn sie beispielsweise eine Puzzle- oder Logikaufgabe lösen, ebenfalls 20–30 Minuten konzentriert arbeiten können, bevor die Aufmerksamkeit nachlässt. In diesen ablenkungsfreien Settings zeigen Menschen eine Aufmerksamkeitsspanne, die mit der von Tieren vergleichbar ist, die sich längere Zeit fokussiert mit einer Aufgabe oder sozialen Interaktion beschäftigen können, wie z. B. Affen bei Belohnungsaufgaben oder Hunde beim Training.

Erfahrungen aus der Hundeausbildung

In der Hundeausbildung ist mir, insbesondere bei meinem jungen Jagdhund Watson, die Bedeutung von Pausen bewusst geworden. Junge Hunde können sich oft maximal 5 bis 12 Minuten konzentrieren. Diese Erkenntnis stammt aus der Ausbildung mit meinem Hundeführerausbilder und hat sich auch in der Praxis bestätigt: Längere Einheiten überfordern junge Hunde schnell, und sie brauchen oft eine halbstündige Pause, bevor sie bereit sind, sich erneut zu fokussieren. Solche kurzen, intensiven Trainingseinheiten helfen, die Motivation und Aufmerksamkeit der Hunde hochzuhalten.

Ein Café ohne WLAN und die Einladung, im Moment zu sein

Einige Restaurants und Cafés greifen genau dieses Thema auf und haben bewusst kein WLAN für ihre Gäste eingerichtet – nicht als Nachteil, sondern als Einladung: „Redet miteinander, so wie früher!“ Eine kluge Strategie, die zeigt, wie wertvoll Präsenz ist. Dabei kann man in solchen Orten beobachten, wie Paare sich gegenüber sitzen, oft wortlos ins Handy vertieft, statt sich zu unterhalten. Diese Szene ist ein treffendes Bild für die Herausforderungen unserer Zeit: Wir sind oft physisch anwesend, aber gedanklich weit entfernt.

Zurück zum Pike Place Fischmarkt und Tipps zur Umsetzung

Die Fischhändler am Pike Place leben die Kraft der Präsenz vor. Sie sind ganz bei der Sache, wenn sie mit ihren Kunden sprechen, hören aufmerksam zu und zeigen echtes Interesse. Diese Art von voller Aufmerksamkeit schafft ein einzigartiges Kundenerlebnis und fördert langfristige Kundenbindung. Wir können uns von dieser Haltung inspirieren lassen und sie in unseren Alltag integrieren. Hier sind einige praktische Tipps für mehr Präsenz im Arbeitsalltag:

  1. Schaffe bewusste Pausen: Nimm dir vor wichtigen Gesprächen oder Aufgaben eine kurze Pause, um dich zu sammeln und deinen Fokus zu schärfen.
  2. Eliminiere Ablenkungen: Stelle sicher, dass nur wirklich notwendige Benachrichtigungen aktiv bleiben. Vermeide visuelle Signale, wie die kleinen roten Benachrichtigungspunkte, die die Anzahl ungelesener Nachrichten anzeigen – außer bei besonders wichtigen Apps. So minimierst du unbewusste Ablenkungen und kannst deine Aufmerksamkeit bewusst lenken.
  3. Aktives Zuhören üben: Sei in Gesprächen wirklich präsent, höre aufmerksam zu und stelle gezielte Fragen. Dies zeigt deinem Gegenüber, dass du ihn ernst nimmst und schätzt.
  4. Multitasking vermeiden: Konzentriere dich auf eine Aufgabe nach der anderen. Studien zeigen, dass Multitasking nicht nur die Qualität der Arbeit beeinträchtigt, sondern auch stressiger ist.

Fazit: Präsenz als Basis für erfolgreiche Zusammenarbeit

Präsent zu sein bedeutet, sich wirklich auf den Moment einzulassen – sei es bei einer Aufgabe oder im Gespräch. Die Kunst, sich auf das Hier und Jetzt zu fokussieren, steigert nicht nur die Qualität unserer Arbeit, sondern sorgt auch für eine stärkere Verbindung zu anderen. Präsenz schafft Vertrauen und fördert eine gesunde, produktive Arbeitskultur.

In den letzten Tagen habe ich mich öfter gefragt, warum ich so oft auf ein elektronisches Gerät schaue – etwas, das keine Gefühle hat und mir zwar Arbeit erleichtert, aber nicht den gleichen Wert hat wie ein echter menschlicher Austausch. Natürlich sind diese Geräte hilfreich und ich nutze sie häufig. Doch am Ende bleibt der Blick in die Augen eines Menschen, mit dem ich im Gespräch bin, so viel wertvoller. Das sind die Begegnungen, die ein Leben lang bereichern und von denen man auch noch profitiert, wenn die Technik einmal nicht mehr Teil des Alltags ist.

Euer Henning Schmale

Henning Schmale verfügt über 20 Jahre C-Level-Erfahrung im produzierenden Mittelstand. Als Dipl.-Ing. und Wirtsch.-Psych. (M.Sc.) bringt er fundierte Kenntnisse in technischen, wirtschaftlichen und psychologischen Veränderungsprozessen mit. Jahrgang 1968, wiedergeborener Christ, verheiratet, Vater von vier erwachsenen Kindern und wohnhaft in Osnabrück.

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Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise

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Quellen und weiterführende Infos:

Berman, M. G., Jonides, J., & Kaplan, S. (2008). The cognitive benefits of interacting with nature. Psychological Science, 19(12), 1207-1212.

Lundin, S. C., Paul, H., & Christensen, J. (2000). Fish! A remarkable way to boost morale and improve results. Hyperion.

Mark, G., Voida, S., & Cardello, A. (2012). A pace not dictated by electrons: An empirical study of work without email. Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems.

Microsoft. (2015). Attention spans [Study]. Microsoft Canada.

Posner, M. I., & Rothbart, M. K. (2007). Educating the human brain. American Psychological Association.