Der Einfluss von Düften auf unser Verhalten – Marketing und Verführung
Düfte begleiten uns im Alltag oft unbemerkt, haben aber eine enorme Macht über unser Verhalten. Ob beim Einkaufen, im Restaurant oder sogar in Unternehmen – Düfte können gezielt eingesetzt werden, um positive Assoziationen zu wecken und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Diese Methode, bekannt als Duftmarketing, basiert auf der tiefgreifenden Verbindung zwischen Geruch und Emotionen.
Wie Düfte unser Verhalten beeinflussen
Düfte wirken direkt auf unser limbisches System, den Teil unseres Gehirns, der für Emotionen und Erinnerungen verantwortlich ist. Diese direkte Verbindung macht Gerüche zu einem effektiven Mittel, um Stimmungen zu lenken oder Entscheidungen zu beeinflussen. Ein bekanntes Beispiel: Der Duft von frisch gebackenem Brot oder Vanille wird oft in Immobilien eingesetzt, um Häuser „heimeliger“ wirken zu lassen und potenzielle Käufer emotional anzusprechen.
Studien zeigen, dass bestimmte Düfte das Kaufverhalten fördern können. Eine Untersuchung in einem Supermarkt ergab, dass der Einsatz von Lavendelduft dazu führte, dass Kunden länger verweilten, während Zitrusdüfte Frische und Sauberkeit suggerierten und die Kaufbereitschaft für Obst und Gemüse steigerten (Spangenberg et al., 1996).
Düfte im Arbeitsalltag – Eine persönliche Erfahrung
In einem Unternehmen, in dem ich tätig war, gab es einen Kaffee, der – höflich gesagt – geschmacklich herausfordernd war. Obwohl das Team die Maschinen mehrmals reinigte, war der Filterkaffee in großen Mengen einfach nicht trinkbar. Schließlich entschied ich mich, eine Espressomaschine für das Büro anzuschaffen. Ich sorgte selbst für die Bohnen, wählte immer eine hochwertige Sorte und liebte die Espressomaschine dafür, dass man so viel selbst einstellen konnte.
Der Duft von frisch zubereitetem Espresso veränderte die Atmosphäre spürbar. Es wurde zu einem Ritual: Bei Stress mit Kunden oder schwierigen Themen mit Stakeholdern hieß es erst einmal, einen Espresso zu trinken. Der angenehme Duft des Espressos schuf eine Atmosphäre von Ruhe und Qualität. Selbst der Gesellschafter war begeistert – nicht nur über den Geschmack, sondern auch, dass wir Gäste mit einem Espresso willkommen heißen konnten.
„Der Duft eines Raumes ist die Visitenkarte seiner Atmosphäre.“
Doch Jahre später stellte ich fest, was der wahre Grund für den unangenehmen Kaffeegeschmack war: Es lag nicht an der Maschine, nicht am Personal, sondern schlicht an den Bohnen. Eine bestimmte Kaffeesorte, deren Namen ich nicht nennen werde, war für den Geschmack verantwortlich. Als ich sie selbst privat ausprobierte, wurde mir klar, dass der Geschmack einfach nicht meinen Vorstellungen entsprach. Es zeigte mir, wie sehr die Qualität der Rohstoffe den Gesamteindruck prägt – egal wie gut die Zubereitung ist.
Düfte und Emotionen im Marketing
Die Psychologie hinter Duftmarketing ist faszinierend. Düfte können Erinnerungen wachrufen und Stimmungen verändern – zwei entscheidende Faktoren, die unser Verhalten prägen. Angenehme Düfte schaffen eine positive Atmosphäre, die uns dazu verleiten kann, länger zu bleiben oder uns wohler zu fühlen. So setzen Modegeschäfte oft dezente Blumendüfte ein, um Luxus und Eleganz zu vermitteln, während Sportgeschäfte mit energetisierenden Zitrusdüften arbeiten, um Aktivität und Vitalität zu fördern.
Ein berühmtes Beispiel ist ein Hotel in Las Vegas, das seinen eigenen Duft kreierte – ein Mix aus Vanille und weißem Tee. Gäste verbinden diesen Duft mit ihrem Aufenthalt und kommen laut Umfragen häufiger zurück, weil der Geruch positive Erinnerungen weckt.
Innovation aus der Forschung: Der Duft „Knowledge by RUB“
Ein weiteres Beispiel für die Macht von Düften ist der Duft „Knowledge by RUB“, entwickelt von der Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Dr. med. Hanns Hatt. Der Duft kombiniert wissenschaftliche Erkenntnisse mit Parfümerie-Kunst und enthält Komponenten wie Hedion, das Pheromonrezeptoren im Gehirn aktiviert, und Cineol, das Konzentration und geistige Frische fördert. Dieser Duft zeigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse praktisch eingesetzt werden können, um Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit zu steigern.
Die Schattenseiten von Duftmarketing
So wirkungsvoll Duftmarketing ist, so kontrovers wird es auch diskutiert. Kritiker bemängeln, dass Düfte gezielt eingesetzt werden, um Kunden zu manipulieren, ohne dass diese sich dessen bewusst sind. Auch die Frage nach der Nachhaltigkeit und den gesundheitlichen Auswirkungen künstlicher Duftstoffe wird zunehmend thematisiert.
Praktische Tipps: Düfte bewusst einsetzen
Nicht nur Unternehmen können von der Macht der Düfte profitieren – auch im Alltag können wir Düfte gezielt nutzen. Lavendel kann uns helfen, zu entspannen, Zitrusdüfte bringen Energie, und Pfefferminzöl fördert die Konzentration. Das bewusste Einsetzen von Düften kann unser Wohlbefinden steigern und uns dabei unterstützen, Stimmungen und Emotionen positiv zu beeinflussen.
Fazit
Düfte sind unsichtbare, aber mächtige Begleiter. Im Marketing und im Alltag können sie Emotionen wecken, eine angenehme Atmosphäre schaffen und sogar die Wahrnehmung von Qualität beeinflussen. Es liegt an uns, Düfte bewusst und positiv einzusetzen.
Takeaway: Ob beim Kaffee im Büro oder beim Einkaufen – achte darauf, wie Düfte deine Wahrnehmung beeinflussen. Vielleicht kannst du Düfte auch nutzen, um positive Rituale und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.
Euer Henning Schmale
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Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise
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Quellen und weiterführende Infos:
Ruhr-Universität Bochum. (2015). Knowledge by RUB.
Spangenberg, E. R., Crowley, A. E., & Henderson, P. W. (1996). Improving the Store Environment: Do Olfactory Cues Affect Evaluations and Behaviors? Journal of Marketing