Emotionale Intelligenz: Der Schlüssel zu intuitiven Entscheidungen für Führungskräfte
Im Jahr 2008 sah sich Starbucks einer existenziellen Krise gegenüber. Die Finanzkrise hatte den Kaffeeriesen hart getroffen, die Umsätze gingen zurück, und die Marke verlor ihren einstigen Glanz. Mitbewerber wie McDonald’s begannen, eigene Espresso-Bars zu eröffnen, und boten günstigere Alternativen. Starbucks musste weltweit 600 Filialen schließen und entließ 6.700 Mitarbeiter, während der Gewinn um 28 % zurückging (MBA Knowledge Base, n.d.).
Inmitten dieser Krise kehrte Howard Schultz, Gründer und ehemaliger CEO, an die Spitze des Unternehmens zurück. Anstatt nur Kosten zu senken und Filialen zu schließen, setzte Schultz auf eine andere Strategie: emotionale Intelligenz und die Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte des Unternehmens. Schultz entschied, die Marke nicht einfach durch Zahlen zu retten, sondern das emotionale Bindungserlebnis wiederherzustellen, das Starbucks zu einem so erfolgreichen Unternehmen gemacht hatte.
Eine seiner radikalsten Maßnahmen war das temporäre Schließen von über 7.100 Filialen in den USA, um die Mitarbeiter erneut im Kaffeebrühen zu schulen und die Qualität des Produkts zu verbessern. Schultz‘ Ziel war es, die Baristas zu befähigen, den Kunden wieder ein herausragendes Kaffeeerlebnis zu bieten (Business Insider India, 2019). Dabei legte er besonderen Wert auf die Emotionen – sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Kunden.
Wie im Schach, wo die Spieler ihre Intuition und emotionale Kontrolle nutzen, um unter Druck die besten Züge zu machen, konnte Schultz durch seine emotionale Intelligenz die richtigen strategischen Entscheidungen treffen, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu bringen. In kritischen Schachmomenten, wenn Sekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden, greift ein Schachmeister auf seine emotionale Selbstregulation und Erfahrung zurück. Führungskräfte stehen vor ähnlichen Herausforderungen: Sie müssen ihre eigenen Emotionen und die ihrer Teams unter Druck steuern, um schnell die beste Entscheidung zu treffen.
Die Macht der emotionalen Intelligenz
Durch diese Maßnahmen gelang es Schultz, nicht nur den Umsatz zu stabilisieren, sondern das Vertrauen der Kunden und Mitarbeiter zurückzugewinnen. Innerhalb von zwei Jahren, bis 2010, verdreifachte sich der Gewinn des Unternehmens von 315 Millionen US-Dollar auf 945 Millionen US-Dollar (Business Insider India, 2019). Diese Entscheidungen zeigten, wie wichtig es ist, emotionale Intelligenz und Empathie in der Führung zu nutzen. Schultz nutzte seine emotionale Intelligenz, um das Unternehmen nicht nur aus der Krise zu führen, sondern auch die Marke langfristig zu stärken.
Schachmeister, ähnlich wie Führungskräfte, greifen auf eine Kombination aus Intuition und emotionaler Kontrolle zurück, um kritische Züge zu machen. Die emotionale Intelligenz unterstützt sie dabei, ruhig zu bleiben und aus einem tiefen Verständnis heraus die beste Wahl zu treffen – egal ob auf dem Schachbrett oder in der Unternehmensführung.
Was ist emotionale Intelligenz (EQ)?
EQ bezeichnet die Fähigkeit, eigene Emotionen sowie die Gefühle anderer zu erkennen, zu verstehen und effektiv zu nutzen. Führungskräfte mit hoher EQ haben einen guten Zugang zu ihren eigenen Emotionen und können diese gezielt einsetzen, um in stressigen Situationen kluge Entscheidungen zu treffen. Wie in einem Podcast von Georgiy Michailov und Steffi Stahl betont wurde:
„Wenn wir uns alle mehr selbst reflektieren würden, würde unser Planet gesünder sein. Der reflektierte Mensch hat einen guten Zugang zu seinen eigenen Gefühlen. Das ist wiederum die Voraussetzung für Mitgefühl.“
Diese Selbstreflexion und das bewusste Wahrnehmen der eigenen Gefühle sind nicht nur zentral für Mitgefühl, sondern auch für die Entwicklung einer hohen EQ, die Führungskräfte dabei unterstützt, intuitive Entscheidungen zu treffen.
Emotionale Selbstregulation
Eine der wichtigsten Komponenten der EQ ist die Selbstregulation. Führungskräfte, die ihre Emotionen kontrollieren können, sind in der Lage, auch in stressigen Situationen ruhig und besonnen zu handeln. Dies ist entscheidend, um klare Entscheidungen zu treffen, ohne sich von negativen Gefühlen wie Angst oder Ärger leiten zu lassen. Emotionale Selbstregulation fördert somit die intuitive Entscheidungsfindung, indem sie den Zugang zu rationalem Denken und Bauchgefühl freigibt. Schachmeister nutzen diese Fähigkeit ebenfalls, um in entscheidenden Partien unter Druck klar zu denken und ihre Intuition richtig zu lenken.
Empathie als Führungsinstrument
Ein weiterer zentraler Aspekt der EQ ist Empathie. Führungskräfte mit hoher Empathie erkennen die Emotionen ihrer Mitarbeiter und können so Situationen besser einschätzen.
„Empathie ist die Kunst, sich in die Lage eines anderen zu versetzen. Sie schafft nicht nur zwischenmenschliches Verständnis, sondern stärkt auch unsere Intuition, indem wir die emotionalen Signale anderer Menschen aufnehmen“ (Ekman, 2003).
Durch ein empathisches Gespür können Führungskräfte Stimmungen und Spannungen frühzeitig wahrnehmen und gezielt gegensteuern. Diese Fähigkeit fördert nicht nur ein besseres Arbeitsklima, sondern auch schnellere, fundiertere Entscheidungen – genau wie ein Schachmeister, der die Bewegungen seines Gegners intuitiv antizipiert.
Emotionale Intelligenz und Intuition – Hand in Hand
Emotionale Intelligenz und intuitive Entscheidungen ergänzen sich perfekt. Während Intuition oft als Bauchgefühl wahrgenommen wird, ist sie in vielen Fällen das Ergebnis unbewusster emotionaler und kognitiver Signale. Führungskräfte mit hoher EQ nutzen ihre Wahrnehmung von Emotionen als zusätzlichen Informationskanal, um intuitiv die beste Entscheidung zu treffen. Genau wie im Schach verlassen sich Führungskräfte auf ihre emotionale Intelligenz, um unter Druck die besten strategischen Züge zu machen. Emotionale Intelligenz und intuitive Entscheidungen
Take-Away:
Emotionale Intelligenz ist mehr als nur Einfühlungsvermögen. Sie befähigt Führungskräfte, ihre eigenen Emotionen und die ihrer Mitarbeiter besser zu verstehen und in kritischen Momenten gezielt zu nutzen, um intuitive Entscheidungen zu treffen.
Ein kleiner Ausblick:
Im nächsten Beitrag widmen wir uns dem Thema *kognitive Signale* und wie sie die Intuition bei Entscheidungen unterstützen können.
Euer Henning Schmale
schmale.consulting #ChangePate #ChangeGuide T1S6F6
Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise
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Quellen und weiterführende Infos:
Business Insider India. (2019). The story behind the rise of Starbucks‘ Howard Schultz, who just gave a raise to every US employee of his $82 billion coffee company. Business Insider India
Ekman, P. (2003). Emotions Revealed: Recognizing Faces and Feelings to Improve Communication and Emotional Life. Owl Books.
MBA Knowledge Base. (n.d.). Starbucks Survival from the Financial Crisis of 2008