Gehirnzustände und Bewusstsein – Eine Reise ins Unbekannte
Das Bewusstsein ist eines der faszinierendsten, aber auch rätselhaftesten Phänomene der menschlichen Existenz. Es begleitet uns ständig, während wir durch den Tag navigieren, aber wir verstehen es nur bruchstückhaft. Das Konzept des Bewusstseins ist so grundlegend, dass es schwer zu definieren ist, und die Wissenschaft hat lange gebraucht, um sich diesem Thema zu nähern. Selektive Aufmerksamkeit und Bewusstsein ist heute unser Thema.
Die Psychologie hatte in ihrer Anfangszeit das Ziel, Bewusstseinszustände zu beschreiben und zu erklären. Doch mit dem Aufstieg des Behaviorismus, der sich auf direkt beobachtbares Verhalten konzentrierte, geriet das Bewusstsein aus dem Blickfeld. Erst in den 1960er Jahren rückte es durch den Fortschritt in den Neurowissenschaften wieder in den Fokus. Heute verstehen Psychologen Bewusstsein als die bewusste Wahrnehmung von uns selbst und unserer Umgebung – die Basis für das Reflektieren der Vergangenheit und das Planen der Zukunft.
Die Biologie des Bewusstseins
Obwohl wir den Einfluss des Bewusstseins auf unsere Handlungen gut verstehen, bleibt die Frage, wie genau es biologisch erzeugt wird, ein Rätsel. Das Bewusstsein scheint unser Überleben zu fördern, indem es uns hilft, Konsequenzen zu antizipieren und unsere Handlungen an langfristigen Zielen auszurichten. Interessanterweise zeigen kognitive Neurowissenschaften Fortschritte in der Verknüpfung von Gehirnaktivität mit Bewusstseinszuständen.
Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist das Phänomen des „blinden Sehens“, bei dem Menschen trotz einer bewussten Blindheit auf visuelle Reize reagieren können. Dies deutet darauf hin, dass unser Gehirn auf mehreren Ebenen gleichzeitig arbeitet – ein Ansatz, der als Parallelverarbeitung bekannt ist.
Selektive Aufmerksamkeit – Fokus im Alltag
Unsere Aufmerksamkeit ist stark begrenzt. Laut Wilson (2002) nimmt unser Gehirn jede Sekunde etwa 11.000.000 Bits an Informationen auf, aber nur etwa 40 Bits davon verarbeiten wir bewusst. Ein klassisches Beispiel für selektive Aufmerksamkeit ist der Cocktailparty-Effekt, ein Phänomen, das erstmals von dem Psychologen Colin Cherry beschrieben wurde. Dieser Effekt beschreibt die Fähigkeit, sich in einer lauten Umgebung auf eine bestimmte Stimme zu konzentrieren, während wir andere Geräusche ausblenden. Doch wenn unser Name erwähnt wird, lenkt das sofort unsere Aufmerksamkeit um.
“Selektive Aufmerksamkeit ist die bemerkenswerte Fähigkeit des menschlichen Gehirns, sich auf einen bestimmten Reiz zu konzentrieren, während eine immense Fülle von Ablenkungen ausgefiltert wird.” (Schneider & Shiffrin, 1977).
Diese Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, ist entscheidend für unseren Alltag. Die selektive Aufmerksamkeit hilft uns, uns auf die wichtigen Reize zu fokussieren, was in komplexen Situationen, wie dem Führen eines Autos oder der Arbeit in einem herausfordernden Umfeld, überlebenswichtig ist.
Führungsperspektive: Was Führungskräfte daraus lernen können
Führungskräfte können von der Funktionsweise des Gehirns und der selektiven Aufmerksamkeit viel lernen. So wie unser Gehirn sich auf die wichtigsten Reize fokussiert, sollten Führungskräfte die Kernkompetenzen ihrer Teammitglieder erkennen und fördern. Statt sich auf Schwächen zu konzentrieren, ist es entscheidend, die Stärken der Mitarbeiter in den Vordergrund zu stellen und gezielt einzusetzen. Wie die selektive Aufmerksamkeit zeigt, können Führungskräfte durch kluge Prioritätensetzung und fokussierte Aufgabenverteilung die Produktivität ihres Teams erheblich steigern.
Fazit: Bewusstsein als Schlüssel zur menschlichen Erfahrung
Das Bewusstsein ermöglicht es uns, unsere Umgebung mit Hilfe von selektive Aufmerksamkeit wahrzunehmen, Entscheidungen zu treffen und uns auf langfristige Ziele zu konzentrieren. Doch vieles davon geschieht unbewusst. Die Erkenntnisse aus der kognitiven Neurowissenschaft zeigen, wie wenig wir tatsächlich von dem bewusst verarbeiten, was unser Gehirn unentwegt tut.
Im nächsten Beitrag werden wir uns tiefer mit den Mechanismen des Schlafs und der Träume befassen – einem Zustand, der uns noch mehr über die Komplexität des Bewusstseins lehrt.
Euer Henning Schmale
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Quellen und weiterführende Infos:
Schneider, W., & Shiffrin, R. M. (1977). Kontrollierte und automatische menschliche Informationsverarbeitung: I. Erkennung, Suche und Aufmerksamkeit. Psychological Review, 84(1), 1–66.
Wilson, T. D. (2002). Strangers to ourselves: Discovering the adaptive unconscious. Harvard University Press.
Cherry, C. (1953). Einige Experimente zur Erkennung von Sprache, mit einem und mit zwei Ohren. The Journal of the Acoustical Society of America, 25(5), 975–979.