Kontrollverlust oder Unterstützung? – Warum der CRO für familiengeführte KMU die richtige Wahl ist
In familiengeführten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) ist die Hemmschwelle, externe Berater oder gar einen Chief Restructuring Officer (CRO) einzusetzen, oft hoch. Der Gedanke, einen Außenstehenden ins Unternehmen zu holen, löst nicht selten Ängste und Bedenken aus. Schließlich steht das eigene Lebenswerk auf dem Spiel, und es ist verständlich, dass man die Kontrolle nicht aus der Hand geben möchte.
Aber seien wir ehrlich: Kein Mensch kann alles. Niemand ist gleichzeitig ein Meister in der operativen Führung, der strategischen Planung und der Krisenbewältigung. Genauso wie wir bei einem Feuer nicht selbst zum Eimer greifen, sondern die Feuerwehr rufen, ist es keine Schande, in Krisensituationen einen Experten wie den CRO hinzuzuziehen. Ein externer Fachmann bringt das notwendige Know-how mit, um das Unternehmen sicher durch schwierige Phasen zu steuern.
In dieser Serie möchte ich auf diese Ängste eingehen und aufzeigen, dass der Einsatz eines CROs nicht nur keine Schwäche ist, sondern eine strategische Entscheidung, die die Zukunft des Unternehmens sichern kann.
Teil 1: Kontrolle oder Unterstützung? – Warum der CRO kein Kontrollverlust bedeutet
Eine der größten Ängste, die viele familiengeführte KMU haben, wenn es um den Einsatz eines CRO (Chief Restructuring Officer) geht, ist die Sorge, die Kontrolle über das eigene Unternehmen zu verlieren. Diese Angst ist verständlich, schließlich steht oft das Familienerbe auf dem Spiel, oder es gibt externe Shareholder, die hohe Erwartungen an das Management stellen. Doch ist diese Sorge wirklich berechtigt?
Contra: Die Angst vor dem Kontrollverlust
Die Vorstellung, dass ein CRO Macht an sich reißen könnte, ist weit verbreitet, insbesondere wenn externe Berater in Krisenzeiten ins Unternehmen kommen. Dies kann vor allem dann kritisch gesehen werden, wenn der Geschäftsführer ein Fremdgeschäftsführer ist, der bereits auf Anweisung der Shareholder agiert. In solchen Fällen könnte die zusätzliche Autorität eines CRO als Bedrohung wahrgenommen werden.
Tatsächlich gibt es schwierige Situationen, in denen ein CRO vorübergehend mehr Macht übernehmen muss, um schnelle und notwendige Maßnahmen zu ergreifen. In solchen Fällen wird der CRO ermächtigt, dringende Entscheidungen zu treffen, die möglicherweise nicht nur operativer, sondern auch strategischer Natur sind. Doch auch in diesen Fällen erfolgt dies stets in enger Absprache mit den Shareholdern und nur mit dem Ziel, das Unternehmen wieder auf stabile Beine zu stellen.
Pro: Der CRO als strategischer Partner der Shareholder
Ein CRO ist vor allem ein strategischer Partner der Shareholder. Er bringt Fachwissen und eine objektive Außensicht mit, die in Krisensituationen unverzichtbar sind. Der CRO arbeitet eng mit der Geschäftsführung und dem mittleren Management zusammen, um die langfristigen Interessen des Unternehmens zu schützen. Dabei liegt der Fokus auf der Umsetzung der Strategien, die gemeinsam mit den Shareholdern beschlossen werden.
Selbst in Fällen, in denen der CRO temporär mehr Entscheidungsbefugnisse übernimmt, bleibt die Hauptverantwortung bei den Shareholdern. Der CRO hilft dabei, die notwendigen Maßnahmen umzusetzen, die in den meisten Fällen schnell positive Ergebnisse zeigen. Letztlich bleibt der Unternehmer oder die Shareholdergruppe die oberste Instanz, und der CRO unterstützt sie dabei, das Unternehmen durch schwierige Phasen zu steuern.
“You don’t have to do it all by yourself. It’s okay to ask for help.” (Maya Angelou)
Wissenschaftliche Meinung
Studien von McKinsey & Company (2018) und Deloitte (2019) zeigen, dass Unternehmen, die einen CRO hinzuziehen, häufig erfolgreicher restrukturiert werden. McKinsey fand heraus, dass in über 70 % der Fälle die Liquidität schneller stabilisiert wurde, wenn ein externer Restrukturierungsexperte involviert war. Deloitte ergänzt, dass in 65 % der Fälle, in denen ein CRO temporär mehr Entscheidungsbefugnisse erhält, der Restrukturierungsprozess beschleunigt und stabilisiert wurde. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass ein CRO nicht die Kontrolle an sich reißt, sondern als strategische Unterstützung in Krisenzeiten fungiert.
Fazit: Kontrolle bleibt – aber manchmal braucht es mehr Unterstützung
Die Angst vor Kontrollverlust ist verständlich, besonders in familiengeführten Unternehmen oder bei Fremdgeschäftsführern. Aber kein Mensch kann in allen Bereichen gleichermaßen gut sein – operativ, strategisch und in der Krisenbewältigung. Genau deshalb ist es keine Schande, auf die Expertise eines CRO zurückzugreifen. So wie wir bei einem Brand die Feuerwehr rufen, anstatt uns selbst mit einem Eimer ans Werk zu machen, ist es in Krisensituationen klug, auf spezialisierte Fachleute zu setzen.
Der CRO übernimmt keine absolute Kontrolle, sondern unterstützt die Shareholder und die Geschäftsführung, um das Unternehmen sicher durch schwierige Zeiten zu navigieren. In den meisten Fällen bleibt die Kontrolle beim Unternehmer oder den Shareholdern, doch in Krisensituationen kann es vorkommen, dass der CRO vorübergehend mehr Handlungsspielraum benötigt – stets im Interesse des langfristigen Erfolgs des Unternehmens.
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Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit der Frage: „Kostenfaktor oder Investition? – Warum sich ein CRO auch für familiengeführte KMU lohnt“.
Euer Henning Schmale
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Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise
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Quellen und weiterführende Infos:
Angelou, M. (1928-2014). “You don’t have to do it all by yourself. It’s okay to ask for help.”