Die Zusammenarbeit der Gehirnhälften – und was Führungskräfte daraus lernen können

Im Jahr 2008 startete Google das ambitionierte Projekt Oxygen, um herauszufinden, was großartige Führungskräfte und erfolgreiche Teams ausmacht. Die datengetriebenen Führungskräfte bei Google analysierten über mehrere Jahre hinweg Tausende von Leistungsbewertungen, Managerinterviews und Mitarbeiterfeedbacks. Ziel war es, die Geheimnisse guter Führung zu entschlüsseln und die Produktivität des Unternehmens weiter zu steigern.

Das Projekt dauerte insgesamt 10 Jahre und führte zu einer überraschenden Erkenntnis: Die besten Führungskräfte waren diejenigen, die ihre Mitarbeiter gemäß ihrer Stärken einsetzten, anstatt ihre Schwächen zu korrigieren. Führungskräfte, die regelmäßig Feedback gaben und ihre Teammitglieder aktiv förderten, schufen nicht nur produktivere Teams, sondern auch eine deutlich höhere Mitarbeiterzufriedenheit.

Erfolge und Zahlen des Projekts Oxygen:

  • Teams, bei denen die Führungskräfte auf die Stärken ihrer Mitarbeiter setzten, waren um 25 % produktiver.
  • Mitarbeiter, die sich in ihren Stärken unterstützt fühlten, hatten eine 35 % höhere Arbeitszufriedenheit.
  • Die Fluktuation in diesen Teams war um 30 % geringer als bei anderen Teams.

Besonders beeindruckend war, dass Google durch diesen Ansatz seine Innovationskraft steigern konnte. Ingenieure, die zuvor in routinemäßigen Aufgabenfeldern nicht ihr volles Potenzial entfalten konnten, blühten auf, sobald sie in Projekten eingesetzt wurden, die auf ihren kreativen Fähigkeiten basierten. Dieser Stärken-basierte Ansatz wurde nicht nur ein fester Bestandteil der Führungskultur bei Google, sondern beeinflusste auch die gesamte Unternehmenskultur.

Die Arbeitsteilung der Gehirnhälften im intakten Gehirn

Diese Geschichte zeigt uns, dass das Setzen auf individuelle Stärken nicht nur im Unternehmen, sondern auch im menschlichen Gehirn eine entscheidende Rolle spielt. Unser Gehirn ist ein Meister der Arbeitsteilung: Die linke Hemisphäre ist stark im analytischen Denken und der Sprache, während die rechte Hemisphäre Kreativität und ganzheitliche Wahrnehmung steuert. Beide Hemisphären arbeiten eng zusammen, um eine ausgewogene Leistung zu ermöglichen – so wie in einem erfolgreichen Team.

Stärken im Team erkennen und nutzen

Führungskräfte können viel von dieser natürlichen Arbeitsteilung lernen. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Team liegt darin, die individuellen Stärken der Mitarbeiter zu erkennen und diese gezielt einzusetzen, anstatt zu versuchen, ihre Schwächen auszubügeln. Wie schon der bekannte Managementvordenker Peter Drucker sagte:

„Es macht keinen Sinn, sich auf die Schwächen von Menschen zu konzentrieren. Der Weg zum Erfolg liegt darin, die Stärken zu nutzen.“ (Drucker, 1966)

Dies ist eine wichtige Lektion für Führungskräfte: Ein Team ist dann am erfolgreichsten, wenn jeder dort eingesetzt wird, wo er seine besten Fähigkeiten entfalten kann.

Ein neuer Ansatz für Führung: Stärken statt Schwächen fokussieren

Die Lehre aus Googles Projekt Oxygen und der Funktionsweise des Gehirns ist klar: Anstatt Schwächen zu verbessern, sollten Führungskräfte die Stärken ihrer Mitarbeiter fördern und sie dort einsetzen, wo sie am besten glänzen können. Dies führt nicht nur zu einer höheren Produktivität, sondern auch zu einer gesteigerten Arbeitszufriedenheit und einem insgesamt besseren Arbeitsklima.

Der Ausblick: Vom Gehirn zum Bewusstsein

Das Zusammenspiel der Gehirnhälften zeigt uns, wie wichtig es ist, auf die individuellen Fähigkeiten zu setzen. Doch wie steuert das Bewusstsein all diese Prozesse? Im nächsten Beitrag werden wir uns dem Thema „Bewusstsein und der zweigleisige Verstand“ widmen – und erkunden, wie unser Denken tatsächlich funktioniert.

Euer Henning Schmale

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Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise

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Quellen und weiterführende Infos:

Drucker, P. F. (1966). The effective executive. Harper & Row.

Garvin, D. A., Wagonfeld, A. B., & Kind, L. (2013). Google’s Project Oxygen: Do Managers Matter? Harvard Business School Case