Mythos CRO: Unterstützung statt Schwäche – Ein Zeichen von strategischem Weitblick
Unterstützung, kein Kontrollverlust
In einer Welt, die von immer neuen Herausforderungen geprägt ist, stehen Familienunternehmen heute vor einem komplexen Zusammenspiel aus geopolitischen, wirtschaftlichen und regulatorischen Krisen. Nationale und internationale politische Veränderungen, der Strukturwandel in der Automobilindustrie und die Auswirkungen auf mittelbar und unmittelbar verbundene Branchen, Fachkräftemangel, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und ständig steigende regulatorische Anforderungen – diese Multikrisen stellen Unternehmen vor Aufgaben, die nicht allein bewältigt werden können.
Die Einbindung eines CROs (Chief Restructuring Officers) in solchen Zeiten ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von strategischer Weitsicht. Besonders wenn Restrukturierungen nicht nur auf der Passivseite – also bei den Kosten – stattfinden müssen, sondern auch auf der Aktivseite – etwa in den Geschäftsmodellen oder Prozessen – wird eine externe Perspektive unverzichtbar. Der CRO agiert als Sparringspartner, der Unternehmen stärkt, ohne die Autonomie der Führung zu gefährden.
Warum es sich wie eine Schwäche anfühlt
Unternehmer in der zweiten oder dritten Generation tragen oft eine immense Verantwortung, die Erfolgsgeschichte ihrer Vorgänger fortzusetzen. Sie sehen die Einbindung eines externen Beraters manchmal als Eingeständnis an, dass sie selbst nicht in der Lage sind, Probleme zu lösen. Diese Haltung ist verständlich, da viele Unternehmer stolz darauf sind, vergangene Krisen gemeistert zu haben.
Doch die heutigen Herausforderungen gehen oft über das hinaus, was mit den bisherigen „Bordmitteln“ zu bewältigen ist. Die Dynamik der Krisen, die Vielfalt der geforderten Kenntnisse und die Geschwindigkeit der Veränderungen machen es notwendig, externe Expertise hinzuzuziehen. Es ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Stärke, die richtigen Partner zur richtigen Zeit einzubeziehen.
Der CRO als Sparringspartner: Stärkung der Führung
Ein CRO arbeitet nicht gegen die Geschäftsführung, sondern mit ihr. Als Sparringspartner auf Augenhöhe versteht er sich als Ergänzung der bestehenden Kompetenzen. Er bringt externe Expertise ein und bietet frische Perspektiven, die helfen, blinde Flecken zu überwinden. Dies ermöglicht der Geschäftsführung, ihre eigene Position zu stärken und selbstbewusst Entscheidungen zu treffen.
Jack Welch, der legendäre CEO von General Electric, brachte es auf den Punkt, als er sagte:
„Anführer, die großartige Teams aufbauen, erkennen, dass sie nicht die klügste Person im Raum sein müssen. Sie umgeben sich mit Menschen, die besser sind als sie selbst in bestimmten Bereichen.“
Dieses Prinzip gilt besonders in Krisenzeiten. Ein CRO ist kein Konkurrent, sondern ein Partner, der das Führungsteam ergänzt. Seine Erfahrung und sein Know-how ermöglichen es der Geschäftsführung, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren, während der CRO gezielt Unterstützung bei spezifischen Herausforderungen bietet. Gemeinsam entstehen so Strategien, die sowohl kurzfristige Stabilität als auch langfristigen Erfolg sicherstellen.
Beispiel aus der Praxis: Unterstützung in der Krise
Ein produzierendes Familienunternehmen sah sich mit stagnierendem Wachstum, steigenden Fixkosten und der Notwendigkeit konzeptioneller Veränderungen konfrontiert. Ein CRO wurde hinzugezogen, um die Situation zu analysieren und Veränderungsprozesse anzustoßen. Er übernahm die Verantwortung für die schwierigen Entscheidungen, wie die Umstrukturierung einzelner Abteilungen und die Einführung neuer Technologien, und fungierte als neutraler Vermittler bei internen Konflikten.
Das Ergebnis: Das Unternehmen konnte nicht nur Kosten reduzieren, sondern durch die neu eingeführten Prozesse und Technologien auch langfristig wettbewerbsfähig bleiben. Die Geschäftsführung blieb in ihrer Rolle gestärkt und wurde nicht zum „Buhmann“ für unpopuläre Entscheidungen. Diese Balance aus Unterstützung und Entscheidungsstärke ist das, was ein CRO in Krisensituationen einzigartig macht.
Fazit: Ein Zeichen von Stärke, nicht von Schwäche
Die Einbindung eines CROs zeigt, dass ein Unternehmer bereit ist, die Zukunft des Unternehmens aktiv zu gestalten. Ein CRO bringt nicht nur Fachwissen und Erfahrung mit, sondern übernimmt auch Verantwortung in schwierigen Momenten, um die Geschäftsführung zu entlasten. So bleiben Beziehungen intakt und die Führung kann sich auf strategische Aufgaben konzentrieren.
Der CRO steht für eine temporäre Unterstützung, die sich durch Unabhängigkeit und Klarheit auszeichnet. Er ist kein permanenter Bestandteil des Unternehmens, sondern eine gezielte Verstärkung in Zeiten des Wandels. Diese Zusammenarbeit ist ein Ausdruck von Stärke und Weitsicht.
Ausblick
Im nächsten Teil der Serie beleuchten wir den Mythos, dass Veränderungen immer als Risiko betrachtet werden müssen. Stattdessen zeigen wir, wie ein CRO Veränderungen als Chance begreifen und Familienunternehmen helfen kann, gestärkt aus Krisen hervorzugehen.
Euer Henning Schmale
schmale.consulting #ChangePate #ChangeGuide T14S1F8
Für mehr Informationen: Familienunternehmen – gemeinsam durch die Krise
Oder auf meinem LinkedIn-Kanal: Henning Schmale auf LinkedIn
Quellen und weiterführende Infos:
Welch, J. (n.d.). „Anführer, die großartige Teams aufbauen, erkennen, dass sie nicht die klügste Person im Raum sein müssen. Sie umgeben sich mit Menschen, die besser sind als sie selbst in bestimmten Bereichen.“